Hardangervidda im Norwegen-Lexikon

Das alte nordische Wort „vidda“ bedeutet im eigentliche Sinne „die Weite“ und verdeutlicht damit sehr gut, was man von der Hardangervidda zur erwarten hat: eine endloses, offenes Land, welches nahezu baumlos ist. Man könnte es natürlich auch als „Weideland“ übersetzen. Eigentlich trifft beides zu. Von den norwegischen Bauern wurde die Hochebene Jahrhunderte hindurch als Weideland für Rinder, Ziegen und Schafe genutzt. Die Hardangervidda ist ein durchschnittlich 1100 Meter über dem Meeresspiegel gelegenes Hochplateau über den innersten, das heist östlichsten Ausläufern des Hardangerfjords. Hier kann man fast wie im Lehrbuch die Wirkung der Eiszeiten studieren. Die von den Gletschern geformte Fläche zählt zu den größten Hochebenen Europas. Die meisten Touristen überqueren die Hardangervidda mit dem Auto auf der norwegischen Reichsstraße 7 zwischen dem bekannten Wintersportort Geilo und dem Eidfjord. Meist wird nur ein kurzer Zwischenstopp eingelegt und dann geht es weiter zum markanten Gletscher Hardangerjøkulen. Der Gletscher überragt mit seiner weißen Haube das Hochplateau. Hier erheben sich als Reste eines voreiszeitlichen Gebirges einige Höhenzüge. Die Weiterfahrt durch das Bibertal (Bjoreidalen) mit den schäumenden Wasserfällen zieht die Aufmerksamkeit der Touristen viel mehr auf sich als die karge Hochebene des Nationalparks. Der Nationalpark Hardangervidda weist in gewissem Sinne schon eine recht eintönige Landschaft auf. Er gibt seine Naturschätze eigentlich erst dem einsamen Wanderer preis, der sich langsam und schauend durch den Nationalpark bewegt. Mit rund 1200 Km markierter Wege bietet die Vidda reichlich Gelegenheit zu ausgedehnten Spaziergängen oder Wanderungen. Eine echte Herausforderung ist eine Skitour im Winter, wenn die Hochfläche oft unter einer meterdicken Schneedecke liegt. Besonders bunt kommt uns die Landschaft nicht daher, vielmehr herrschen die Grau-, Weißtöne und das Grün des kargen Bewuchses vor. Nur in einigen Wochen im Jahr kommt Farbe ins Spiel. So etwa im Frühjahr, wenn zwischen den Schneeflecken, die übrigens selbst im Sommer nicht überall verschwinden, Wildblumen, wie die Trollblume, der Rosenwurz oder der Feldenzian blühen. Im Herbst, wenn die ersten Fröste kommen, färbt sich die Zwergstrauchheide schnell bunt, verschwindet dann aber sehr bald unter dem ersten Schnee. Die Flora der Hardangervidda ist nicht besonders reich. Das liegt natürlich an dem fast schon arktischen Klima im Nationalpark. Auch die Fauna besteht nur aus einigen sehr robusten Arten der nördlichen Breiten. Zu den wenigen Vogelarten, die in der Hardangervidda heimisch sind, zählt die Schneeeule. Sie ist neben dem Uhu die größte Eulenart Europas. In den nordischen Ländern Europas gibt es von dieser Eulenart nur noch ganz wenige Brutpaare, wahrscheinlich nicht einmal einhundert. Um diesen seltenen Vogel zu Gesicht zu bekommen, bedarf es schon einer ganzen Portion Glück. Die Schneeeulen ernähren sich bevorzugt von Berglemmingen. Eher Glück mit einer Beobachtung hat der Besucher wohl mit wilden Rentieren. Deren Bestand hat sich stark vermehrt. Mittlerweile sind es sogar so viele geworden, dass die Kapazitätsgrenze für die Vidda erreicht ist. Man schätzt, dass maximal 10.000 dieser scheuen Tiere auf der kargen Hochebene eine Futtergrundlage finden. Da die Rentiere sehr scheu sind, muss sich der Beobachter sehr vorsichtig annähern. Mit etwas Geduld und einem guten Zoomobjektiv sollte aber ein Schnappschuss gelingen. Die Hardangervidda erstreckt sich über eine Fläche von 3422 km². Als günstigste Besuchszeit wird Juni bis September angesehen.

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